Hornstein & Thiele
Psychotherapeutische Praxisgemeinschaft
Schattenwurf

Was ist Verhaltenstherapie?

Der Name „Verhaltenstherapie“ legt nahe, es gehe bei dieser Form der Psychotherapie nur um unser äußeres Verhalten, um das, was wir tun. Dies ist jedoch nicht der Fall. Nur in ihren Anfängen konzentrierte sie sich vorwiegend auf Verhalten, das direkt beobachtbar war. Inzwischen hat man sich längst der ganzen Breite unserer Gedanken- und Gefühlswelt zugewandt, bis hin zu existenziellen Aspekten unseres Lebens, wie die Schwierigkeit, unabänderliche Verluste zu akzeptieren oder dem Bedürfnis, einen Sinn in unserem Dasein zu erleben. Die wissenschaftliche Erforschung dieser Themen und ihrer praktischen Bewältigung im Rahmen einer Therapie schien zur Entstehungszeit der Verhaltenstherapie nicht praktikabel. Dies ist heute anders.

Die Verhaltenstherapie hat sich aus der experimentellen Erforschung der Prinzipien entwickelt, die unser Verhalten bestimmen. Insbesondere untersuchte man systematisch den Einfluss verschiedener Arten von Erfahrungen auf das Verhalten, bei Menschen und Tieren. Daraus entstanden präzise Theorien über das Lernen, die zunächst sehr einfach waren, mit der Zeit aber immer umfassender und komplexer wurden, und Erkenntnisse aus anderen Bereichen der Psychologie (z.B. der Sozialpsychologie oder der Biopsychologie) einbezogen. Da man davon ausging, dass viele psychische Störungen nicht allein aufgrund von Veranlagung, sondern auch durch ungünstige Lernerfahrungen erworben werden, wurde angenommen, dass sie durch andere, günstige Erfahrungen, die zum Problem passen, verändert werden könnten, was die Forschung bestätigte. Auf den Erkenntnissen der Lernforschung aufbauend entstanden die Behandlungsmethoden der Verhaltenstherapie, deren Effektivität und Effizienz fortwährend klinisch untersucht werden. Heute integriert die Verhaltenstherapie vielerlei Aspekte des psychischen Erlebens und Verhaltens und nutzt systematisch neue Erkenntnisse zur kontinuierlichen Weiterentwicklung. Ihre Erkenntnisse lassen sich über den Bereich der Behandlung psychischer Krankheitsbilder hinaus auch auf viele andere Problembereiche anwenden.

Die Verhaltenstherapie beachtet zwar auch die Entstehungsbedingungen einer Störung, setzt aber ihren Fokus in der Gegenwart, in dem, was aktuell geschieht. Sie konzentriert sich z.B. auf äußeres Verhalten, Gedanken und Gefühle, die aktuell in bestimmten Situationen in Verbindung mit der Störung auftreten, um Zusammenhänge offen zu legen, die Aufschluss darüber geben können, was eine Störung aufrecht erhält und wie sie behoben werden könnte. Die Verhaltenstherapie ist ziel- und lösungsorientiert. Es wird nicht primär die Offenlegung unbewusster Konflikte angestrebt, sondern die Identifizierung von Bedingungen, die es erschweren, ein Problem zu lösen, und solchen, die eine Lösung erleichtern. Die Verhaltenstherapie ist ressourcenorientiert. Ihre Strategien sind nicht nur darauf ausgelegt, Bedingungen, die das Problem aufrecht erhalten, abzuändern oder zu beseitigen, sondern auch Bedingungen, die eine Lösung erleichtern, herzustellen und zu fördern. Dies bedeutet vorhandene Fähigkeiten systematisch zu nutzen und neue Fertigkeiten zu erlernen, sich neuen Erfahrungen zu stellen und die Art wie man denkt, fühlt und sich verhält einer genauen Betrachtung zu unterziehen.

Die Verhaltenstherapie ermöglicht jederzeit ein Höchstmaß an Mitbestimmung und Transparenz. Es werden Lernprozesse angestrebt, die Sie von Anfang an aktiv mitgestalten, so dass Ihre Fähigkeiten wachsen können und Sie immer genau wissen, was vor sich geht, und somit nach und nach Ihr eigener Therapeut werden. So erreichen Sie nachhaltige Erfolge am besten.

In einer Verhaltenstherapie werden Behandlungsfortgang und Behandlungsergebnis im Sinne einer fortwährenden Sicherung der Qualität systematisch erhoben und zur Anpassung der Therapie verwendet.