Hornstein & Thiele
Psychotherapeutische Praxisgemeinschaft
Bruchstelle

Was geschieht in der Verhaltenstherapie?

Picasso kam auf einem Empfang einmal mit einem Mann ins Gespräch, der bald darauf ein Foto seiner Frau gezückt haben soll mit den Worten „Schauen Sie mal, dies ist meine Gattin“ um sie dem Maler vorzustellen. Picasso soll darauf geantwortet haben: „Oh, ich habe sie mir nicht so klein und flach vorgestellt.“ Diese Anekdote veranschaulicht unsere Neigung, die Dinge, die wir meinen, und Abbilder davon z.B. unsere Vorstellungen von den Dingen oder unsere Interpretationen, unwillkürlich gleich zu setzen. Wir vergessen dabei oft, dass die Dinge an sich und ihre Abbilder nicht dasselbe sind und sich auch nicht unbedingt gleichen. Hätte der Mann das Foto beim Empfang versehentlich in einen Aschenbecher fallen lassen, so hätte er nicht auf die gleiche Weise reagiert, wie wenn es sich lediglich um ein bloßes Stück Papier gehandelt hätte. Dieser Aspekt unseres Erlebens spielt bei der Entstehung psychischer Probleme oft eine wichtige Rolle und ist deshalb auch ein zentrales Thema in der heutigen Verhaltenstherapie.

Die Verhaltenstherapie beruht wesentlich auf der präzisen Analyse von äußerem Verhalten, Gedanken, Emotionen und physiologischen Reaktionen, die in Verbindung mit einem Problem stehen, wobei auch die genauen Umstände von Bedeutung sind. Es geht zunächst darum, gemeinsam zu bestimmen, wie das Problem zustande kommt und wodurch es aufrecht erhalten wird. In einem zweiten Schritt, nachdem die Art des Problems erkannt wurde, können konkrete Ziele in Angriff genommen und auf Basis des aktuellen Kenntnisstandes geeignete Methoden zur Zielerreichung ausgewählt werden. Sie beinhalten meist die Veränderung von Gedanken, von Verhalten und/oder von Umweltbedingungen.

Die soeben beschriebene Vorgehensweise setzt die aktive Mitarbeit des Hilfesuchenden voraus. Bevor ein Mensch dazu in der Lage ist, kann es notwendig sein ihn zunächst einmal nur zu stützen und eine gewisse Stabilität zu erreichen. Manchmal ist dies allein bereits ausreichend damit er selbst, aus eigener Kraft, einen Ausweg findet.

Die Folgenden Methoden werden häufig bei Verhaltenstherapien eingesetzt, wobei immer eine genaue Anpassung an die Erfordernisse des individuellen Falls notwendig ist. Nicht jedes Verfahren kommt bei jeder Therapie zum Einsatz.

Kognitive Umstrukturierung
Analyse gedanklicher Prozesse und ihre Veränderung

Reizkonfrontationsverfahren
Spezielle Vorgehensweisen sich belastenden Situationen/Emotionen zu stellen und diese durch Anpassung zu bewältigen

Verfahren zur Entspannung und Aufmerksamkeitslenkung
Bewusste Beeinflussung körperlicher und psychischer Vorgänge hin zu mehr Ruhe und Gelassenheit

Selbstkontrolltechniken
Verfahren zur Förderung der selbstständigen Steuerung des eigenen Denkens, Erlebens und Verhaltens

Imaginative Verfahren
Nutzung der suggestiven Wirkung von geistigen Vorstellungen

Psychoedukation
Information und Aufklärung zum Umgang mit eigenen psychischen Gegebenheiten bzw. dem eigenen Krankheitsbild

Verschiedene spezialisierte Trainingsverfahren z.B.
Training sozialer Kompetenzen und Selbstsicherheitstraining
Stressbewältigungstraining
Kommunikationstraining
Problemlösetraining